Der Mensch im Spiegel seiner Technik

von Armin Grunwald

Armin Grunwald
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Der wissenschaftlich–technische Fortschritt verändert nicht nur die Welt um uns herum. Vielmehr führt er auch auf die Frage, was den Menschen letztlich ausmacht. Wie ist es um Freiheit und Verantwortung bestellt, und was wird künftig aus dem Menschen, wenn die Technik, insbesondere die Künstliche Intelligenz immer besser wird? Der renommierte Technikphilosoph Armin Grunwald stellte bei einer Abendveranstaltung am 19.09.23 die alte Frage „Wer bist du, Mensch?“ auf aktuelle Weise neu: Als Frage nach dem Menschen im Spiegel seiner Technik.

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      Wenn wir zu einem “guten Anthropozän” aufbrechen wollen, werden wir ohne normative Menschenbilder nicht auskommen. Und: Wir müssen uns etwas zutrauen. Wenn wir uns nichts mehr zutrauen, verlieren wir die Fähigkeit, etwas mit Schwung zu bewegen.”

      (Armin Grunwald)

      Zusammenfassung

      Zu Beginn werden historische Menschenbilder genannt, etwa der Mensch als politisches Wesen, als lachendes Wesen oder als Mängelwesen. Dann geht es um den Blick des Menschen auf sich selbst im “Spiegel der Technik”. Früher sah sich der Mensch als Subjekt, die Technik als Objekt, das er nach seinen Zwecken gestaltet. Heute jedoch, etwa in der Digitalisierung, verschwimmen die Grenzen zwischen Subjekt und Objekt. Oft fühlt sich der Mensch der Technik unterlegen, was schon in den 1950er Jahren vorausgesehen wurde.

      Weiterhin wird das “Anthropozän” als neues Erdzeitalter diskutiert, das durch den globalen Einfluss des Menschen geprägt ist. Dieses Zeitalter hat eine helle Seite, etwa Wohlstand und Bevölkerungswachstum, aber auch eine dunkle Seite wie Umweltzerstörung. Abschließend geht es um die Frage, wie der Mensch ethisch zum “Anthropozän” stehen kann, wofür normative Menschenbilder wichtig seien, die unsere Verantwortungsfähigkeit betonen.

      Mehr von der Tagung “Theologie, wie hältst du es mit der Technik?”

      Der systematische Theologe und Ethiker Jörg Dierken geht mit einer breit angelegten Reflexion auf die Begriffe Technik, Kultur und Theologie ein. Verbunden sind diese durch eine am deutschen Idealismus orientierten Verhältnis von Geist und Natur. Von daher diagnostiziert er die Positionen des Transhumanismus und der Gaia-Ökologie.

      Der Pastoraltheologe Wolfgang Beck macht auf das Konkurrenzverhältnis von Religion und Technik aufmerksam. Er will dies aber nicht im Sinne einer kulturellen Verfallshermeneutik verstanden wissen, sondern vielmehr als theologischen Befreiungsprozess, als Befreiung von magischen Vorstellungen und auf Machterhalt ausgerichteter Strategien.

      Für Birte Platow setzt der Diskursbeitrag von Theolog:innen voraus, dass sie sich technisches Wissen aneignen und ihre theoretischen Grundlagen überdenken müssen. Wichtig sind eine differenzierte Betrachtung von Technik und eine frühe Einbindung in Entwicklungsprozesse. Bezogen auf die Religionspädagogik zeigt Platow auf, wie sich Menschen in Analogie zu vorherrschenden Technologien wahrnehmen, was Auswirkungen auf die Identitätsbildung hat.

      Der wissenschaftlich–technische Fortschritt führt auch auf die Frage, was den Menschen letztlich ausmacht. Wie ist es um Freiheit und Verantwortung bestellt, und was wird künftig aus dem Menschen, wenn die Technik, insbesondere die Künstliche Intelligenz immer besser wird? Der Technikphilosoph Armin Grunwald stellt die alte Frage „Wer bist du, Mensch?“ auf aktuelle Weise neu: Als Frage nach dem Menschen im Spiegel seiner Technik.